HERZ JESU: FEUER AUF DEN BERGEN
Warum brennen am Abend des Herz-Jesu-Sonntags in ganz Tirol Bergfeuer?
Am dritten Sonntag nach Pfingsten pflegen viele Tirolerinnen und Tiroler das Brauchtum der Herz-Jesu-Feuer - natürlich auch in Südtirol. Ursprünglich aus der Tradition der Sonnwend- oder Johannisfeuer entstanden, wird mit dem Brauch seit dem 18. Jahrhundert das so genannte Herz Jesu verehrt und an einen heiligen Schwur aus den Napoleonischen Kriegen erinnert.
Einst Signalfeuer, heute leuchtende religiöse Symbole
Einst dienten die Feuer auf den Bergen dazu, über lange Strecken zu kommunizieren. Heute werden die Feuerstellen an abgelegenen Stellen langwierig vorbereitet - häufig werden sie in kunstvollen grafischen Formen aufgestellt. Oft zeigen sie das stilisierte Herz-Jesu-Symbol, Kreuze oder das Tiroler Wappen, in manchen Gegenden leuchten auch Steinbock-Silhouetten an den Bergflanken. Damit es nicht zu Bränden kommt, wachen die Einwohnerinnen und Einwohner nach dem Entzünden über die Leuchtfeuer.
Zu Fuß zum Entzünden der Feuer
Manchmal werden auch die Gratlinien der Bergkämme mit den Feuern nachempfunden. Die Feuerstellen sind oft nur in stundenlangen Fußmärschen zu erreichen. Wer am Herz-Jesu-Sonntag das Glück hat, in Südtirol zu sein, wird überrascht sein, an welch schwierig zugänglichen Stellen Feuer entfacht werden. Dort treffen sich die Einheimischen um gemeinsam die besondere Atmosphäre der kurzen Sommernacht zu feiern.
Leuchtfeuer erinnern an einen heiligen Schwur
Bis zum Jahr 1796 lebte die Tiroler Bevölkerung unbehelligt von den Napoleonischen Kriegswirren. Dies änderte sich im April 1796 schlagartig, als das gesamte Land in Kriegsbereitschaft versetzt und die Wehrfähigen darin geschult wurden, sich zu verteidigen. Bei den Beratungen des Ausschusses der Tiroler Landstände in Bozen schlug der anwesende Pfarrer Anton Paufler vor, das gesamte Land nach einer Idee des Stamser Abts Sebastian Stöckl im Schwur “dem Heiligsten Herzen Jesu” anzuvertrauen und so göttlichen Beistand zu erbitten.
In der römisch-katholischen Religion verehren die Gläubigen das Heiligste Herz Jesu und dadurch die von Christus geschenkte Liebe,
Der feierliche Schwur einte das ganze Land Tirol und führte durch einen starken Zulauf an Freiwilligen tatsächlich zu einem Sieg der Tiroler Truppen über die Franzosen. 1809 erneuerte der Passeirer Freiheitskämpfer Andreas Hofer das Gelöbnis auf das Herz Jesu vor der erfolgreichen Schlacht am Bergisel, 1848 lebte der Schwur wieder auf und wird seitdem jährlich erneuert.
Bei Interesse: im Tourismusbüro fragen
Wenn Ihr näher bei einem Feuer dabei sein möchtet, erkundigt Euch bitte rechtzeitig im Vorfeld vor Ort beim Tourismusbüro oder bei Einheimischen, ob dies überhaupt möglich ist. Bitte geht im Dunklen keinesfalls auf eigene Faust in unbekanntes oder gefährliches Terrain.
Historische Hintergrundinfos?
Wer tieferen Einblick in die historischen Zusammenhänge bekommen möchte, kann im Museum.Passeier am Sandwirt zwischen St. Leonhard und St. Martin anfangen. Im Mittelpunkt steht das Leben und Wirken des Nationalhelden Andreas Hofer.
Daten und Fakten
Wann? Jeden dritten Sonntag nach Pfingsten nach Einbruch der Dunkelheit (26.6.2022, 18.6.2023, 9.6.2024)
Wo? In ganz (Süd-)Tirol
Wo erkundigen? Die Tourismusbüros, z. B. in St. Leonhard in Passeier, in Pfelders oder Riffian, geben gern Auskunft!